»Klassik im Krafft-Areal«


Samstag, den 10. Juni 2023, 19.00 Uhr

Andrea Kauten Andrea Kauten (Photo: Manfred Esser)


Andrea Kauten, Klavier


Andrea Kauten begann ihr Klavierspiel beim Basler Pianisten Albert Engel. Als 13-Jährige stand sie im Finale des Jecklin-Wettbewerbs in Zürich; ein Jahr später gewann sie den 1. Preis des Schweizerischen Jugendmusikwettbewerbs. Ausgebildet an der Musikakademie Basel und an der Franz Liszt Musikakademie in Budapest, verfügt Andrea Kauten über ein breitgefächertes Repertoire. Die Pianistin konzertierte in mehreren Ländern, unter anderem in den USA, Kanada, Dänemark, Frankreich, Italien, Deutschland und in der Schweiz. Für den ungarischen Rundfunk nahm Andrea Kauten eine Gesamteinspielung des Klavierwerks von Carl Goldmark auf. Ihre erste CD mit Werken von Liszt, Goldmark und Rachmaninow erschien 1993. Zwei CDs mit Werken von Robert Schumann, darunter auch die Klaviersonate Nr. 3 f-Moll op. 14, veröffentlichte sie bei Sony Classical 2006 und 2009. Eine erste CD mit Werken von Franz Liszt (h-Moll-Sonate, »Dante-Sonate«) erschien 2011. Auf ihrer 2012 aufgenommenen Liszt-Doppel-CD hat die Pianistin sowohl Werke für Klavier und Orchester als auch für Klavier Solo eingespielt (Totentanz, Malédiction, Ungar. Fantasie, »Années de Pèlerinage«, Mephisto-Walzer, 14. Ungar. Rhapsodie). Im Dezember 2013 veröffentlichte Sony die Doppel-CD »Andrea Kauten – A Portrait« mit Werken von Ludwig van Beethoven , Frédéric Chopin , Franz Liszt, Robert Schumann sowie Sergei Rachmaninow. Aufnahmen des Klavierkonzerts Nr. 1 von Johannes Brahms sowie des Klavierkonzerts Nr. 2 von Hermann Goetz präsentiert die Pianistin, jeweils begleitet vom ungarischen Savaria Symphony Orchestra unter der Leitung von Ádám Medveczky, auf ihrem Album vom September 2018. Die Produktion wurde von der Fachzeitschrift »Pizzicato« mit dem »Supersonic« ausgezeichnet und als eine »wahre Lektion in Sachen Stil und Expressivität« mit dem Prädikat »Empfehlenswert!« gepriesen. Im November 2019 veröffentlichte Andrea Kauten zusammen mit dem Südwestdeutschen Kammerorchester Pforzheim die CD »Clara Schumann & Zeitgenossen«. Ihr bisher letztes Album »Promenade« mit den Préludes op. 28 von Frédéric Chopin und »Bilder einer Ausstellung« von Modest Mussorgski stellte die Künstlerin im Juni 2021 in Konzerten in Berlin und in Fahrnau vor.

Seit der Saison 2006 ist Andrea Kauten künstlerische Leiterin der Fahrnauer Kammermusikreihe »Klassik im Krafft-Areal«.



Programm

Clara Schumann Variationen über ein Thema von Robert Schumann fis-Moll op.20
1819 – 1896  
   
Ludwig van Beethoven Klaviersonate Nr. 23 f-Moll op. 57 »Appassionata«
1770 – 1827 1. Allegro assai
2. Andante con moto – attaca:
6. Allegro ma non troppo – Presto
 
Robert Schumann Klaviersonate Nr. 3 f-Moll op. 14 »Konzert ohne Orchester«
1810 – 1856 1. Allegro
2. Scherzo: Molto comodo
3. Quasi variazioni: Andantino de Clara Wieck
4. Finale: Prestissimo possible – Passionato
 
Franz Liszt Ungarische Rhapsodie Nr. 2
1811 – 1886  
   


Die Variationen in fis-Moll op. 20 komponierte Clara Schumann 1853 als Geburtstagsgeschenk für Robert Schumann über das Stück Nr. 4 aus dessen bunten Blättern op. 99. »Meinem geliebten Manne zum 8ten Juni 1853 […]«, schrieb Clara Schumann auf die Partitur. Es war Robert Schumanns letzter 8. Juni im Kreise der Familie. Nach einem Suizidversuch am 27. Februar 1854 wurde Robert Schumann in eine Heilanstalt in Endenich eingewiesen.

Die Klaviersonate Nr. 23 f-Moll op. 57 – für viele Beethoven-Verehrer »die Beethoven-Sonate« schlechthin – ist zugleich ein Höhepunkt, aber auch vorläufiger Endpunkt in Ludwig van Beethovens Klaviersonatenwerk. »Man kann die ›Appassionata‹ als ein einziges großes Psychogramm hören, sie ist beherrscht von wilden Ausbrüchen und Klagen, Angst, Wut und trotzigem Aufbegehren gegen die dämonische Gewalt des Schicksals. Diese Musik lässt wenig Raum für Hoffnung und Zuversicht, und jede Illusion einer Befreiung oder Erlösung […] wird brutal zerstört.« (Jan Caeyers) Noch zwingt der Komponist die formsprengenden menschlichen Leidenschaften in das Korsett der klassischen Sonatenform, aber mit der 1804 begonnenen und 1806 vollendeten, alle Rahmen des Ausdrucks überschreitenden »Appassionata« sieht Beethoven wohl die Möglichkeiten der »konventionellen«, den Primat der Form noch wahrenden Klaviersonate vorläufig ausgeschöpft. Erst 1809 wird sich Beethoven auf einem »neuen Weg« wieder der Klaviersonate zuwenden.

Beethoven suchte einen »neuen Weg«, da ihm die klassische Form der Sonate mit ihrem Ziel, Gegensätze vernünftig und kultiviert vermittelnd »auszudiskutieren«, musikalisch-inhaltlich zunehmend hinderlich wurde. Der Romantiker Schumann wählte deshalb, solche Hindernisse vermeidend, für seine Papillons, den Carnaval, die Kreisleriana oder die Symphonischen Etüden freie, rein musikalisch-inhaltlich bestimmte Formen. Trotzdem beschloss Schumann praktisch gleichzeitig, drei Klaviersonaten zu komponieren. Die »altmodische« Form sollte zusammenhalten was nicht mehr vermittelnd ausbalanciert werden konnte und durfte: die musikalische Darstellung seiner eigenen Seelenzustände in expressiver Individualität. Die Sonaten werden zu tönenden Psychogrammen. – Die drei Klaviersonaten haben eine verwickelte Entstehungsgeschichte. Konzipiert wurden die drei Werke bereits 1833. Opus 11 wurde 1835 als erstes abgeschlossen und 1836 gemeinsam mit der als letzte fertiggestellten f-Moll Sonate Opus 14 veröffentlicht. Die g-Moll Sonate Opus 22 entstand zwar parallel zu Opus 11, ist aber erst 1839 mit einem von Clara gewünschten neuen Finale im Druck erschienen. Den Titel »Konzert ohne Orchester« verdankt die f-Moll Sonate dem Wiener Verleger Tobias Haslinger. Da ein dreisätziges Konzert den Publikumsgeschmack besser treffe, strich er in der Erstveröffentlichung auch die ursprünglich von Schumann vorgesehenen zwei Scherzi. In der Ausgabe von 1853 wurde ein Scherzo dann wieder eingefügt. Opus 14 steht nur selten auf den Programmzetteln. Thematisches Zentrum der Sonate ist das Variationenthema des langsamen dritten Satzes, ein Andantino der damals 16-jährigen Clara Wieck. Eine dem Andantino entnommene fallende Quint ist das eigentliche Motto der Sonate. Sie ertönt gleich zu Beginn des an Pathos und stürmischer Bewegung reichen ersten Satzes. Das Scherzo ist ein Charakterstück im Stil der Novelletten op. 21. Im Variationensatz wird das marschartige Thema vier Mal voller Leidenschaft bis hin zu einem Trauermarsch variiert. Im Finale, mit seinem extremen Zeitmaß und seiner Länge von 359 Takten, werden Grenzen überschritten. An den Widmungsträger des Werks, den Pianisten Ignaz Moscheles, schrieb Schumann 1836: »[…] Sie mögen sich wundern, was man für tolle Einfälle haben kann.«

Als der »Weltbürger« Franz Liszt nach Ungarn zurückkehrt, verehrt man ihn dort als Verkörperung der nationalen Identität. Seine »Ungarischen Rhapsodien«, pianistisch höchst anspruchsvolle Kabinettstücke basierend auf »ungarischen« oder »ungarisch empfundenen« Melodien von Volksliedern, sind sein Beitrag zum »style hongrois«.



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