»Klassik im Krafft-Areal«


Samstag, den 16. Dezember 2023, 19.00 Uhr

Andrea Kauten (Photo: Manfred Esser)
Aurélien Bello (Photo: P. Adamik)
SWDKO Pforzheim (Photo: Sebastian Seibel)

Südwestdeutsches Kammerorchester Pforzheim

Aurélien Bello, Leitung
Andrea Kauten, Klavier


Das als Basis mit vierzehn Musikern besetzte Südwestdeutsche Kammerorchester Pforzheim ist eines der wenigen Full-time-Kammerorchester Europas: So wird eine außergewöhnliche Homogenität des Klangbildes möglich, die auch in größerer Besetzung mit Bläsern und weiteren Streichern aus einem festen Musikerstamm erhalten bleibt. Gegründet wurde das Ensemble im Jahr 1950 vom Hindemith-Schüler Friedrich Tilegant. Rasch fanden die Pforzheimer internationale Anerkennung. Mit Dietrich Fischer-Dieskau, Frans Brüggen und Yehudi Menuhin seien nur einige der musikalischen Größen genannt, mit denen das »Südwestdeutsche« zusammenarbeitete. Mehr als 250 Schallplatten und CDs hat das Südwestdeutsche Kammerorchester eingespielt, von denen eine ganze Reihe mit internationalen Preisen ausgezeichnet wurden. Zahlreiche Uraufführungen belegen seine Kompetenz auch für die zeitgenössische Musik. Auch in jüngerer Zeit musizierte das Kammerorchester mit international bekannten Solisten wie Nigel Kennedy, Mischa Maisky, Cyprien Katsaris, Christian Tetzlaff oder Lars Vogt und war in ganz Europa (Festival Prager Frühling, Schleswig-Holstein-Musikfestival, Schwetzinger Festspiele, Festival Euro Mediterraneo Rom, OsterKlang Wien, Sala Verdi Mailand, Auditorio Nacional Madrid, Berliner Philharmonie), in den USA und in Japan zu Gast.

Aurélien Bello, 1980 in Frankreich geboren, studierte zunächst Harfe, Musiktheorie und Orchestrierung am Conservatoire National Supérieur de Musique in Lyon und anschließend Dirigieren an der Hochschule für Musik »Hanns Eisler« in Berlin bei Prof. Hans-Dieter Baum. Er wurde vom Dirigentenforum des Deutschen Musikrates gefördert und war Stipendiat der Akademie »Musiktheater heute«, einer Stiftung der Deutschen Bank. Als Harfenist spielte Aurélien Bello bei renommierten Orchestern, so auch bei den Berliner Philharmonikern, unter Dirigenten wie Simon Rattle, Pierre Boulez und Gustavo Dudamel. Er dirigierte viele renommierte Klangkörper, u.a. das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin, das Konzerthausorchester Berlin, die Deutsche Radiophilharmonie, das Radio-Sinfonieorchester Berlin, das Münchner Rundfunkorchester, das Stuttgarter Kammerorchester und das Südwestdeutsche Kammerorchester Pforzheim, mit dem ihn bereits eine längere Zusammenarbeit verbindet. Aurélien Bello leitet seit deren Gründung 2015 die Junge Kammerphilharmonie Berlin. Opernproduktionen führten Aurélien Bello u.a. an die Komische Oper Berlin, zu den Festspielen in Baden-Baden, nach Kiel, Bielefeld, Gelsenkirchen, Schwerin und Rheinsberg. Seit 2013 widmet sich Aurélien Bello auch vermehrt der Orchestrierung und der Komposition. Für die Berliner Philharmoniker bearbeitete er »Der kleine Rosenkavalier« von Richard Strauss, »La Boîte à Joujoux« von Debussy sowie die »Hommage à Sir Simon Rattle« zu dessen Verabschiedung. Für das Radio-Sinfonieorchester Berlin reduzierte er den »Ring des Nibelungen« von Wagner auf 50 Musiker und 100 Minuten. Neben seinem Orchesterwerk »Eine kurze Geschichte der Zeit« nach Stephen Hawking komponierte er zwei Opern für die Musikakademie Rheinsberg und nach Motiven von Verdi die Kinderoper »Der Kleine und Otello«, die von den Berliner Philharmonikern uraufgeführt wurde.

Andrea Kauten begann ihr Klavierspiel beim Basler Pianisten Albert Engel. Als 14-Jährige erhielt sie den 1. Preis des Schweizerischen Jugendmusikwettbewerbs. Es folgte ein Studium in Basel und an der Franz Liszt-Akademie in Budapest. Seit 2006 veröffentlicht die Pianistin bei Sony. Sie spielte Solo-CDs mit Werken von Schumann, Liszt, Beethoven, Chopin und Rachmaninow ein. 2019 präsentierte Andrea Kauten zusammen mit dem Südwestdeutschen Kammerorchester Pforzheim die CD »Clara Schumann & Zeitgenossen«. 2021 erschien »Promenade« mit den Préludes op. 28 von Chopin und »Bilder einer Ausstellung« von Mussorgski. Erst seit wenigen Tagen auf dem Markt: »Brahms The Piano Concertos« mit Andrea Kauten und der Württembergischen Philharmonie Reutlingen unter der Leitung von Timo Handschuh.



Programm

Josef Suk Meditation über den altböhmischen
1874 – 1935 Choral »Sankt Wenceslas« op 35a
 
Felix Mendelssohn-Bartholdy Konzert für Klavier und Orchester Nr. 1 g-Moll op. 25
1809 – 1847 (Version für Streicher: Paul Graf von Waldersee)
  1. Molto Allegro con fuoco
2. Andante
3. Presto – Molto Allegro vivace
 
Ludwig van Beethoven Streichquartett Nr. 16 in F-Dur op. 135
1770 – 1827 (arrangiert für Streichorchester)
  1. Allegretto
2. Vivace
3. Lento assai e cantate tranquillo
4. »Der schwer gefasste Entschluss«:
     Grave (Muss es sein?) – Allegro (Es muss sein!) –
     Grave, ma non troppo tratto – Allegro
 


Josef Suk war ein tschechischer Komponist und Violinist. Er studierte ab 1885 am Prager Konservatorium Violine und Klavier, später kamen noch Kompositionsstudien bei Antonín Dvořák hinzu. 1922 kehrte Josef Suk als Professor für Violine und Komposition ans Prager Konservatorium zurück, acht Jahre später wurde er dessen Rektor. Bereits 1891 gründete Josef Suk zusammen mit anderen am Konservatorium ein Streichquartett, das sich seit 1892 Tschechisches Quartett nannte. Suk übernahm die zweite Geige. Mit diesem Quartett, das sich zu einem der bedeutendsten Ensembles seiner Zeit entwickelte, konzertierte Josef Suk über 40 Jahre in ganz Europa. Während des Ersten Weltkriegs musste das Tschechische Quartett seine Konzerte stets mit der österreichischen Kaiserhymne eröffnen. Das Quartett spielte als Ergänzung zur Hymne jeweils die Meditation über den altböhmischen Choral »Sankt Wenceslas« op. 35a, also die Bitte an den Nationalheiligen um das Wohl des tschechischen Volkes, das für sich die politische Unabhängigkeit erhoffte.

Die Pianistin Delphine von Schauroth, der Felix Mendelssohn 1830 auf der Reise nach Italien in München begegnete, war gerade 17 Jahre alt. Vielleicht war das g-Moll-Klavierkonzert eine Art Liebeserklärung an die attraktive junge Dame, mit der er vierhändig spielte und der er später das unter anderem 1830/31 in Rom komponierte op. 25 dezidierte. Uraufgeführt hat es Mendelssohn selbst bei seinem zweiten Münchener Aufenthalt am 17. Oktober 1831 bei einem Konzert »Zum Besten der Armenpflegegesellschaft« im Odeonssaal. Jugendwerke wie ein a-Moll-Klavierkonzert hatte Mendelssohn selbstkritisch nicht in Druck gegeben. Erst das g-Moll-Klavierkonzert hielt er einer Veröffentlichung für wert. (Harenberg Konzert)

Opus 135 ist das letzte Streichquartett und zugleich das letzte vollständige Werk, das Ludwig van Beethoven komponierte. Im Unterschied zu seinen anderen späten Quartetten kehrte Beethoven bei seinem letzten Quartett wieder zur klassischen Viersätzigkeit zurück. Das im Vergleich zu seinen Vorgängern eher unproblematische und durchaus heitere Werk ist aber keineswegs uninteressant oder gar unbedeutend. Der berühmteste Satz des Quartetts ist der Schlusssatz mit seiner Überschrift: Der schwer gefasste Entschluss. Nach Jahren großer persönlicher, familiärer und gesundheitlicher Schwierigkeiten zieht Beethoven Bilanz und stellt mehrfach und immer eindringlicher die Schicksalsfrage: »Muss es sein?« Seine entschiedene und heitere Antwort »Es muss sein!« (Allegro) bestimmt dann das beschwingte Finale des Satzes.


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