»Klassik im Krafft-Areal«


Samstag, den 7. Oktober 2023, 19.00 Uhr

Tibór Gyenge (Photo: Ludwig Olah)
Andrea Kauten (Photo: Manfred Esser)

Tibór Gyenge, Violine
Andrea Kauten, Klavier


Tibór Gyenge ist stellvertretender 1. Konzertmeister der Sächsischen Staatskapelle Dresden unter ihrem Chefdirigenten Christian Thielemann und als Solist und Kammermusiker einer der profiliertesten und vielseitigsten Geiger seiner Generation. Seine Engagements führen ihn auf die Bühnen renommierter internationaler Konzerthäuser und Festivals. Als Solist trat Tibór Gyenge bereits mit der Staatskapelle Dresden, dem Ungarischen Kammerorchester, der Camerata Pro Musica, dem Savaria Symphony Orchestra und der Staatlichen Philharmonie Satu-Mare »Dinu Lipatti« auf. Er musiziert regelmäßig in der Konzertreihe »kapelle21« mit Mitgliedern der Sächsischen Staatskapelle, welche sich der Aufführung und Vermittlung der Musik des 20. und 21. Jahrhunderts widmet. In diesem Rahmen erhielt er wichtige Impulse durch die Zusammenarbeit mit Komponisten wie Arvo Pärt, Sofia Gubaidulina, Aribert Reimann, Simone Fontanelli und Péter Eötvös. Tibór Gyenge ist Mitbegründer und alternierender erster Geiger des Fritz-Busch-Quartetts, welches aus Mitgliedern der Sächsischen Staatskapelle Dresden besteht. Tibór Gyenge wurde 1989 in Sibiu (Hermannstadt) Rumänien in eine ungarisch-rumänische Musikerfamilie geboren und erhielt den ersten Violinunterricht von seinem Vater. Anschließend besuchte Tibór Gyenge die Béla Bartók Musikschule und das Musikgymnasium in Szombathely. Er studierte an der Kunstuniversität Graz bei Prof. Silvia Marcovici, sein Masterstudium absolvierte er bei Prof. Daniel Gaede in Nürnberg.

Andrea Kauten begann ihr Klavierspiel beim Basler Pianisten Albert Engel. Als 14-Jährige erhielt sie den 1. Preis des Schweizerischen Jugendmusikwettbewerbs. Es folgte ein Studium in Basel und an der Franz Liszt-Akademie in Budapest. Seit 2006 veröffentlicht die Pianistin bei Sony. Sie spielte Solo-CDs mit Werken von Schumann, Liszt, Beethoven, Chopin und Rachmaninow ein und veröffentlichte ein Album mit Klavierkonzerten von Johannes Brahms und Hermann Goetz, jeweils begleitet vom Savaria Symphony Orchestra unter der Leitung von Ádám Medveczky. 2019 präsentierte Andrea Kauten zusammen mit dem Südwestdeutschen Kammerorchester Pforzheim die CD »Clara Schumann & Zeitgenossen« und im Juni 2021 erschien »Promenade« mit den Préludes op. 28 von Frédéric Chopin und »Bilder einer Ausstellung« von Modest Mussorgski. – Seit der Saison 2006 ist Andrea Kauten künstlerische Leiterin der Fahrnauer Kammermusikreihe »Klassik im Krafft-Areal«.



Programm

Wolfgang Amadeus Mozart Sonate für Klavier und Violine e-Moll KV 304
1756 – 1791 1. Allegro
2. Tempo di Menuetto
 
Johannes Brahms Scherzo für Violine und Pianoforte
1833 – 1897 3. Satz aus der »F-A-E-Sonate«
  Allegro – Trio. Più Moderato
   
Miklós Rózsa Nordungarische Bauernlieder und Tänze op. 5
1907 – 1995 1. Molto tranquillo
2. Allegro giusto
3. Andante sostenuto
4. Allegro giocoso
 
Johannes Brahms Sonate für Violine und Klavier d-Moll op. 108
  1. Allegro
2. Adagio
3. Un poco presto e con sentimento
4. Presto agitato
 
Béla Bartók Rumänische Tänze für Geige und Klavier Sz 68
1881 – 1945 in der Bearbeitung von Istvàn Szekeley
  1. Der Tanz mit dem Stabe. Allegro moderato
2. Brául – Rundtanz. Allegro
3. Der Stampfer. Moderato
4. Tanz aus Butschum. Moderato
5. Rumänische Polka. Allegro
6. Schnelltanz I. Allegro – Schnelltanz II. Più allegro
 


Nach vorausgegangenen jugendlichen Versuchen veröffentlichte Wolfgang Amadeus Mozart im Jahr 1778 sechs im gleichen Jahr in Mannheim und Paris entstandene Sonaten für Klavier und Violine ausdrücklich als sein Opus 1. Darunter auch die e-Moll-Sonate KV 304, die als einzige Violinsonate in Mozarts Schaffen in einer Molltonart steht. Es ist nicht zu überhören: Mozart trauert um seine Mutter, die ihn nach Paris begleitet hatte und dort am 3. Juli 1778 starb. Mit ihrer Melancholie und Gefühlstiefe weist die e-Moll-Sonate voraus auf Beethoven und ist ein Höhepunkt unter Mozarts Werken für Violine und Klavier. Anders als in Mozarts vorausgegangenen Versuchen, ist die Violine jetzt nicht mehr nur die Begleiterin des Klaviers, sie ist nun gleichberechtigt im Dialog zweier Instrumente mit ihren ganz spezifischen Eigenheiten.

Die F-A-E-Sonate für Violine und Klavier wurde im Oktober 1853 von den drei Komponisten Albert Dietrich, Robert Schumann und Johannes Brahms als Geschenk für den Geiger Joseph Joachim geschrieben. Brahms steuerte das Scherzo bei. Joachims Motto lautete »Frei aber einsam« und so machten es sich die drei Komponisten zur Aufgabe, in ihren Sätzen die Töne F, A und E als Motiv oder Teil eines Themas zu verarbeiten.

Die »Grande Sonate« für Violine und Klavier d-Moll op. 108 ist Johannes Brahms' letzte Violinsonate. Sie ist gleich in mehrfacher Hinsicht eine große Sonate. Sie besteht wie die Sinfonien aus vier Sätzen und ist wegen ihrer Intensität und ihrem großen Spektrum des Ausdrucks auch für den Konzertsaal und nicht nur für die Aufführung im intimen kleinen Kreis komponiert. Mit ihren dramatischen, groß angelegten Ecksätzen, ihrem virtuosen Klavierpart und ihrem leidenschaftlich-bewegten Violinspiel ist sie die populärste der drei Violinsonaten des Komponisten. Konzipiert wurde das Werk zusammen mit der Violinsonate Nr. 2 A-Dur op. 100 bereits 1886, als Brahms die Sommerfrische in Thun verbrachte. Aus der Taufe gehoben wurde Opus 108 erst zwei Jahre später in Budapest vom Meister selbst zusammen mit dem ungarischen Geiger Jenö Hubay, einem Joachim-Schüler. Die d-Moll-Sonate ist nicht einem Geiger, sondern dem Klaviervirtuosen und Dirigenten Hans von Bülow gewidmet.

Der ungarisch-amerikanische Komponist Miklós Rózsa war einer der bedeutendsten Filmkomponisten Hollywoods. Er komponierte aber auch klassische Orchester- und Kammermusikwerke wie die Nordungarischen Bauernlieder und Tänze op. 5, das Streichquartett op. 22, ein Violinkonzert op. 24 für Jascha Heifetz, ein Cellokonzert op. 32 für Janós Starker sowie ein Konzert für Viola und Orchester op. 37. Rózsa studierte Komposition am Leipziger Konservatorium bei Hermann Grabner, einem Schüler Max Regers. 1932 ging er nach Paris, wo er Arthur Honegger kennenlernte, der ihn ermunterte, sein Einkommen mit Filmmusik aufzubessern. Deshalb zog er zunächst weiter nach London und schließlich nach Los Angeles, als die Dreharbeiten zu dem Film »Der Dieb von Bagdad« wegen der Bombenangriffe 1940 dorthin verlegt wurden. Miklós Rózsa erhielt drei Oscars für »Ich kämpfe um dich« (1945), »Ein Doppelleben« (1948) und schließlich 1959 für »Ben-Hur«. Seine Kompositionen wurden von den namhaften Dirigenten seiner Zeit aufgeführt und stehen aktuell wieder häufiger auf den Programmzetteln.

Der Komponist Béla Bartók hat sich auch als Musikethnologe verdient gemacht. Auf der Suche nach den musikalischen Ursprüngen sammelte Béla Bartók insgesamt 1115 Instrumentalstücke südosteuropäischer Volksmusik. Die Dorftänze, die er zu den Rumänischen Volkstänzen Sz 68 zusammenstellte, fand er in Siebenbürgen, damals noch ein Teil Ungarns. In den Tänzen erschließt Bartók die authentische »Bauernmusik« für die westliche Kunstmusik. »Transsilvanisches Feuer trifft auf exotische Tonskalen, und höchste Leidenschaft, gepaart mit innigster Zerbrechlichkeit, mischt sich mit freien Wechseln der Taktarten.«


  Programm-Faltblatt als PDF-Dokument


  nächstes Konzert


 Seitenanfang





© 2007-2024 Klassik im Krafft-Areal                                                                                           Sicherheitshinweis: Auf diesem Website werden keine Cookies verwendet.